Montag, 2. Januar 2012

Therapeutsiches Schreiben: China - Mainland

Liebe Leser, wie versprochen kommt heute das erste Blogupdate seid längerem. Dies geschieht im Rahmen eines mir selbst auferlegten therapeutischen Schreiben Programms. Das ist nämlich Notwendig weil die letzte Woche des letzten Jahres gleichzeitig die beschissenste der ganzen Reise war. Und das obwohl ich mich die ganze Zeit an einem Traumstrand, mit 30 Grad Palmen und türkisen Wasser und so, aufhalte. Um es kurz zu fassen:

Mein (gerade erst in Beijing gekauftes und megacooles) Handy wurde geklaut, ich wurde von einem Hund ins Bein gebissen (darf jetzt artig zum Doktor Tollwut Impfungen abholen), ich wurde von oben bis unten mit unzähligen mosquitosbissen versorgt, wegen des desinfektionszeugs an meinem Bein rannte mir tagelang so ein kleiner junge hinterher und schrie, auf mein Bein zeigend, "kaka kaka", ein Computervirus (aus Vietnam) hat alle meine Speicherkarten infiziert und sämtliche Fotos durch Kopien von sich selbst ersetzt. (man kann beruhigt sein die Datenrettung läuft auf Hochtouren.) Und wahrscheinlich selbiges Virus hat dafür gesorgt das meine Kamera spinnt und unbrauchbar ist. Alternativ waren es Ameisen  (Ich schätze die reaktivierungschancen auf ca 20 %), oh und meine Zahnkrone ist auch ausgefallen was mit 3 tagen Zahnschmerzen und Zahnarztbesuch in cambodia verbunden war.

Alles in allem also ziemlich uncool aber ich wollte ja von China berichten und nicht von viel später. Das ist ja nun schon eine Weile her, deswegen fasse ich mal grob zusammen.

Beijng -> Pingyao 3 Tage -> Zhengzhou ca 10 Tage -> Xian 1 Woche -> Chengdu 3 Tage -> Leshan 1 Tag -> Chongqing 3 Tage -> Yichang 1 Tag -> Hongkong 10 Tage -> Macao 1 Tag -> Yangshuo 2 Wochen -> Guilin 1 Tag -> Nanning 1 Tag -> Hanoi in Vietnam

Wie man sieht war ich an manchen orten lang an anderen kurz. Ich werde hier noch ein paar Kommentare zu den Orten hinterlassen aber auch die Bilder in der Galerie betiteln. Das muss dann mal genügen.

Zu erst ging es also per NachtBus nach Pingyao, dessen Stadtkern, umrundet von einer Stadtmauer, größtenteils zuletzt im 1700 Jahrhundert ein neues Haus gesehen hat. Dementsprechend idyllisch ist das 700000 Einwohner oertchen auch. Wir (Joe und ich) bleiben 2 Nächte, oder waren es 3? Jedenfalls hatte es erst Nebel was das ganze aber recht mystisch ausschauen lässt. Außerdem machen wir einen Ausflug in ein noch kleineres Oertchen in der Nähe, in dem es eine ausgeprägte unterirdisch Burg gibt. (Ein paar Tunnels und Falltüren und so, ganz ok aber nun nicht so der Brueller) das oertchen selber ist aber sehr interessant und huebsch (der ort ist in form eines yingyang Zeichens aufgebaut mit zwei grossen Brunnen und einer schlangeligen Hauptstrasse und auch nicht mit neubauten verschandel)
ansonsten gibt es sehr guenstige Massagen die auch ganz gut sind. 1 Stunde ca 3 Euro und ich habe Geburtstag. An dem Abend habe ich allerdings Migräne so dass sich das Feiern eher in Grenzen hält. Von dort aus musste ich mich beeilen, weil die Nationalfeiertag näher rückten und die Zugtickets nur noch sporadisch auf dem Schwarzmarkt zu immer höheren Preisen zu bekommen waren. Es ging also auf Umwegen nach Zhengzhou.

Die Stadt ist in der Mitte von China hat 10 Millionen Einwohner und genau einen Touristen nämlich mich! Das liegt daran dass es dort tatsächlich nicht wirklich was zu sehen gibt und die Stadt auch nicht besonders hübsch ist. Genau deshalb ist es aber für mich perfekt. Den erstens bleibe ich so vor dem gröbsten der chinesischen Reisewut verschont, und kann weit ab von allem Torikrams das chinesische Leben geniessen. Ich couchsurfe bei ryan, der sehr cool ist und sich viel zeit nimmt um mir seine Lieblingsrestaurants mit günstigem chinesichen essen zu zeigen. Außerdem gibt es viel Partys in diversen Clubs in denen ich als Auslaender nie für irgendwas bezahlen muss. Yihaa!
In Tagesausfluegen besuche ich dann die einzigen zwei orte von touristischer Relevanz. zum einen ist das die yellow river scenic area"" mit ein bisschen staatspropaganda, einem riesen platz für volksaufmaersche und einem museeum ueber den Fluss und die Region (nicht wirklich westlicher standard) Zum anderen besuche ich den beruehmten Shaolintempel wo die beruchtigten Kampfmoenche einst trainierten und meditierten. Der Temple ist nun allerdings zum Opfer seines eigenen erfolgs geworden und ueberfullt mit chinesischen touristen souvenirverkaeufern und mittelmaessigen kungfushows. Alles sehr kommerzialisiert. In der nahe gelegenen Stadt Dengfeng wollte ich uhrspruenglich eine weile bleiben und mein Kungfu verbessern ;) allerdings stelle ich fest das ich eigentlich keine Lust darauf habe sondern lieber weiterziehen moechte.

Also fahre ich nach Xian. Dort gibt es die Terracotta Warriors, die ganz nett sind, aber die Anpreisungen als das 8. Weltwunder sind dann doch ein bisschen uebertrieben. Außerdem ist das ganze mal wieder sehr dilletantisch gemacht und man kommt nicht wirklich viel schlauer raus als man reingegangen ist. Das resultiert dan darin das man eben ein paar Scherben im Sand gesehen hat. Ein National Geographic Film oder so spart einem die weite Reise.

In Xian muss ich allerdings eine Woche bleiben, da das Public Sequrity Bureau dort so lange braucht um mein visum zu verlaengern. Also verbringe ich 2 tage mit der besteigung des Hua Shan, einer der 5 heiligen taoistischen Berge in China. Sehr viele Treppen, aber sehr schoen und cool! Besonders beeindruckend war der Sonnenaufgang am morgen vom ostgipfel. Die naechsten 3 tage kann ich allerdings wegen Muskelkater kaum einen bordstein erklimmen.

Nach erfolgreicher Visumverlaengerung geht es weiter nach Chengdu in der Sichuan Provinz, dort ist das essen sehr "feurig" allerdings sorgt der Sichuanpfeffer für lokale betaubung im mund so dass man irgendwie eher garnichts schmeckt. Zum Glueck kann ich ausreichend chinesisch um nicht bei jedem Essen zum feuerspuckenden Drachen zu werden. Außerdem schaue ich mir etwas wiederwilig das lokale panda research center an. Zwar haben es die Pandas dort mittlerweile ganz gut aber man merkt schon das das ganze research eher in richtung wie bekommen wir mehr pandas in mehr zoos und machen mehr geld damit"" geht anstatt in den Schutz dieser Spezies vor dem meiner meinung nach laengst ueberfaelligen aussterben.

Nun ja ansonsten gibt es aus Chengdu nicht viel zu berichten. Ich esse Koettbullar im lokalen Ikea, schaue mir die Stadt an. (Chengdu ist eine der Staedte die im Rahmen "Aufbau West" massiv von der Regierung gepusht wurde und das ist schon ganz intressant. http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,1587269,00.html etwas aelterer Artikel aber das ist was google gerade auspuckt)

Ach ja und ich schaue mir die weltgroesste Buddha Statue in Leshan an. Das war ein netter Tagesausflug der aber am meissten von dem Audiobook auf meinem Telefon (George RR Martin: A Tale of Ice and Fire) profitiert.

Uhrspruenglich sollte es dann ueber die sog. Backdoorroute weiter in den Westen an die Grenze zu Tibet und ins Gebrige gehen. Allerdings aendere ich meine Plaene weil der ein oder andere Pass den ich brauche schon zugeschneit ist und ich mich mit Joe in Hongkong treffen will. Somit geht es weiter nach Chongqing am Yangtze.

Die 30 Millionen Metropole ist total mega cool und einer meiner favoriten in china. Und das nicht nur wegen der exzellenten Kochkuenste meiner Gastgeber Julie und Garfield. Es ist sehr bergig und voll mit Hochhausern die groesstenteils sehr heruntergekommen aussehen. Gleichzeitig ist es totaler dschungel und recht gruen aber auf jeden fall total chaotisch mit tausenden von tunnels und abkuerzungen und hinter jeder ecke gibt es wieder etwas zu entdecken. Nachts transformiert sich das Bild total, weil sehr viele hochhauser coole beleuchtung haben, in wahrheit keine hochhauser sondern riesen fehrnseher sind und laser durch die ganze stadt schiessen! Zimlich Gotham City! Ich hoffe es kommt wenigstens ein bruchteil der stimmung mit den bildern nach deutschland!

Jedenfalls wollte ich von dort aus mit einem Speedboot den Yangtze hinabfahren. Da die Autobahnen in China aber stetig asugebaut werden, besteht fuer solche Boote kein Bedarf mehr und das letzte Speedboot auf dem Yangtse hat 2 Wochen zuvor den Betrieb eingestellt. Ich hatte sogar
zimlich Glueck das mich diese Info 10 minuten vor Abfahrt des Zuges (Ich musste noch in eine andere stadt und dort uebernachten und lange geschichte) noch erreichte. Merke: Es ist doch immer gut eine lokale Telefonnummer und viel Kontakt zu Locals zu haben! Lonely Planet und sogar Internet sind nicht immer aktuell!

Da das Speedboot ausfiel und ich keine Lust auf 3 Tagesbootsfahrt in groesstenteils regen und nebel hatte fuhr ich also mit dem Highspeed Zug nach Yichang um mir dort noch den 3 Schluchten Damm anzuschauen. Das war aber wegen Regen, Nebel und keiner Touri infrastruktur kein besonderer Hoehepunkt meiner Reise. So stoerte es mich auch nicht, direkt abends mit dem Nachtzug nach Hongkong weiterzufahren.

In Hongkong sind Hostels 4 mal teurer als in china dafuer aber nicht halb so gut. Daher verbringe ich die Zeit in Hongkong mal wieder Couchsurfend bei Alejandro, Ein Brasilianer der im Zentrum von Hongkong eine Einzimmerwohnung hat, die er aber zwecks der Unterhaltung mit jedem teilt, der gerade keine bleibe hat (natuerlich nur couchsurfer). Das hat zur Folge, dass wir manchmal zu 10 in seiner 30 qm wohung uebernachten. Es geht also bunt und hoch her. Dazu kommt, dass gerade Haloween ist, was in Hongkong gleichbedeutend mit einer Woche Party ist. Mein Geldbeutel und Leber werden strapaziert. Tagsueber unternehme ich dann diverses Touristisches oder entspanne mit den Mitbewohnern am Strand. Einen Tag schaue ich mir sogar die Uni an und gehe mit lokalen Studenten kajaken.

Von Hongkong aus geht es dann diesmal tatsaechlich mit einem Speedboot nach Macau. Mit dabei sind Joe und Alon aus Israel (Where is Alon? - Dont know, he's all alone!) Leider sind wir armen Westler viel zu arm um in den Casinos von Maccau spielen zu koennen, das ist nur etwas fuer die chinesischen Buisnessman. Eine Hand am blackjacktisch kostet mindestens 30 euro. Wir wohnen zwar in einer Suite im Venician, das groesste Casino der Welt, investieren den Rest unseres Geldes aber lieber in gutes Essen und Trinken und ein wenig Nachtleben in Maccau.

Nach Maccau geht es wieder zurueck nach Hongkong. Allerdings nur fuer eine Nacht und am naechsten Tag dann mit dem Nachtbus von Shenzhen aus nach Yangshuo.

Yangshuo war mal ein verschlafenens kleines Fischerdoerfchen, ist aber nun Dank sehr idylischer Lage ein zimlich grosser Tourispot geworden. Meidet man die Hauptstrasse oder unternimmt man die ein oder andere Farradtour in die Umgebung kann man das unglaublich schoene und ruhige laendliche suedchina erleben. Hoehlen und heisse Quellen in den fuer die Gegend charakteristischen und sehr beeindruckenden Kalksteinfelsen laden zum entdecken ein und bilden einen der besten Orte auf der Welt fuer alle Kletterbegeisterten (Von denen es in Yangshuo regelrecht wimmelt) Nachdem ich es mir da also recht entspannt habe gut gehen lassen wird es Zeit mal wieder ein wenig in die koerperliche Fitness zu investieren. Ich besuche 10 Tage eine Taichi- Schule in der Naehe. Dort sind wir zu fuenft. Drei Schueler und zwei Lehrer. Mein Tagesablauf sieht ungefaehr so aus: Nach dem Aufstehen essen Jeremy (ein Amerikaner der nciht sonderlichst talentiert aber sehr nett ist) und ich ein fruehtsuck bestehend aus einem Haferflockenbrei und gruenem Tee (das wird dann spaeter von mir durch toast mit nutella gepimpt)
Danach gibt 2-3 Stunden Morgentraining mit Ping gefolgt von einem Nickerchen und dann Mitagessen was von Kim sehr traditionell und lecker zubereitet wird. Noch ein bisschen Relaxen, Verdauen und Tee trinken bevor es nochmal 2 Stunden mit Ping zur Sache geht. Die anschliessende Dusche besteht aus einem Eimer kalten Wasser aus dem Brunnen (alles in allem fuehle ich mich schon sehr maennlich, ja martialisch hart!) Abendessen gibt es wieder von Kim und wenn ich gerade dran denke bekomme ich hunger und will wieder dort hin! Nach dem Abendessen bauen Kim und Ping dann meistens im Nachbarhaus die neue Schule weiter, waehrend Jeremy und ich wieder Tee trinken (Jeremy ist Teeliebhaber und macht ganz hervorragende chinesische tee zeremonien mit mehreren leckeren Tees) Um spaeter dann zum Bijoe (uebeles Zeugs) oder Whiskey ueberzugehen und Musik zu hoeren. Am wochenende ist kein Training und so gehen wir abends in die Stadt und tagsueber... Hm ich vermute mal wir haben Tee getrunken und relaxed.
Das war zimlich cool, Taichi ist mega cool, ist megast anstrengend aber macht mir viel spass und ich hoffe es in der Zukunft als hobby etablieren zu koennen. Allerdings drengt die Zeit und ich muss auch dort Abschie nehmen. Es geht ueber Guilin und Nanning nach Vietnam. Beide Staedte waren fuer mich nur Zwischenstopps und es gibt von dort nicht wirklich was zu berichten. Und damit verlasse ich China nach genialen zweieinhalbmonaten.

Die Eindruecke die ich ueber das Land, die Leute, die Kultur und Politik in der Zeit sammelt konnte, sind natuerlich viel zu komplex und vielfaeltig um mit dem Blog vermittelt werden zu koennen ohne ein halbes Buch zu schreiben. (Nicht das ich dafuer das literarische Geschik haette) Aber China hat mich sehr beeindruckt und fasziniert. Natuerlich gibt es auch dunkele Seiten, wobei das bisschen Internet und Medienzensur noch das geringste der Probleme sind. Intressant wird es fuer mich vor allem werden, wenn ich es schaffe auch mal in Indien vorbeizuschauen, dem demokratischen Refernezsystem sozusagen.
Was man jedoch recht schnell los wird, wenn man in China unterwegs ist, ist sein eurozentristisches Weltbild.

Hier eine Auswahl der Bilder:

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