Mittwoch, 13. Juli 2011

Zug nach st. Petersburg

Nach reichlich Tränen von mir und Sarah, einer festen Umarmung und einem Kuss ist es soweit. Um 15.20 am 12.07.2011 im Bahnhof Berlin Zoo geht mein Zug nach St Petersburg. 37 h Fahrt machen den Auftakt einer Weltreise die bisher weder einen festen Route, ein festes Budget oder einen Zeitplan aufweist. Gen Osten soll es gehen. Ein halbes Jahr ist geplant, länger als eins soll es aber nicht werden. Für die Finanzierung habe ich die letzten 3 Monate gearbeitet und auch vorher schon ein wenig angespart. Wenn ich nicht in spätrömische Dekadenz verfalle, brauche ich nicht zu verhungern. Es soll aber eher essen aus dem lokalen Supermarkt, couchsurfing und reisen mit der holzklasse im Zug anstatt Düsenjet sterne Hotel und fancy Restaurant werden. Und noch während ich mitten in Berlin stehe holt mich der Osten ab und schmeißt mich ins kalte Wasser. Keiner vom Zugpersonal am Bahnsteig kann ansatzweise irgendwas außer russisch und sonderlich informiert scheinen sie auch nicht. Wo mein Wagen ist will ich wissen und die Dame gestikuliert wild ans andere Ende des Zugs. Der Zug ist lang also jogge ich los. Zwei Wagons später Frage ich nochmal nach um wild gestikulierend wieder zurück nach vorne geschickt zu werden. Visa Belarus and Russia will man sehen bevor ich einsteigen darf. Ich Kramese meinen Reisepass raus und werde daran erinnert wo ich meine zweite Kreditkarte provisorisch versteckt habe. Im Reisepass war das. Sie fällt auch gleich mal auf den Bahnsteig. Notiz an mich: Reisepass kein guter Ort für Kreditkarten.
Visa gezeigt, Sarah gedrückt und geküsst, viel geweine. Alles geht surreal schnell. Lustigerweise haben weder Sarah noch ich an Tempos gedacht,  sodass ich in meinem Abteil angekommen gleich mit der Tischdecke vorlieb nehmen muss, um Sarah  und mit ihr den Bahnhof weggleiten zu sehen. Während Berlin vorbeizieht und ich aus Sentimentalität am liebsten den eigentlich mir wildfremden Leuten winken würde fällt mir so einiges ein was ich außer Tempos noch vergessen habe. Allerdings nichts wirklich wichtiges hoffe ich. Mein russisch lern Buch. Die für weltreisende obligatorische Rolle Klopapier. Einen Trinkbecher, das obwohl ich ca 100 Stück schon in der Hand hatte aber immer entschieden habe dass das auch noch später gekauft werden könne. das letzte mal 2h vor der abfahrt im starbucks meines ersten Blogs. Ein russisch lern App kommt in den Randbezirken von Berlin auf mein Telefon, ein zweites auch noch. Dann, keine 15 Minuten aus Berlin raus ist der Empfang weg. Sporadisch habe ich immer mal wieder wenige Sekunden Netz die ich nutze um ein kyrillisches Alphabet runterzuladen und Sarah per SMS letzte Anweisungen zu schicken. Die erste Zeit nutze ich um mich zu akklimatisieren und das Alphabet zu lernen. Ich starre den das lienienplan vor meinem Abteil an und versuche die Wörter darauf zu entziffern. Ich Suche nach etwas was Berlin heißen könnte um mir einen Überblick über die halte zu machen aber schlage fehl. Ein paar Stunden spaeter werde ich herausfinden das ich es mit einem U-Bahnplan für st petersburg zu tun habe. Außer mir ist im Wagon nur eine Frau mit Tochter vielleicht 8 Jahre alt und die Schaffnerin die etwa in meinem alter ist. In Frankfurt oder haben wir kurzen Aufenthalt und mein Handy Empfang ich versuche eine Couch für St Petersburg zu organisieren aber kurz vor dem abschiken des requests ist der Zug losgefahren und das Netz ist endgültig weg.  Mit meinem ohne Wörter wörterbuch will ich abends aus der Schaffnerin  rauskitzeln in welche Richtung der Speisewagen ist. Die Kommunikation läuft Spitze. Im Handumdrehen bekomme ich erklärt das es keinen gibt, erst morgen früh wird einer angehängt oder so ähnlich. Lediglich Einen Tee und eine Packung Kekse kann die Schaffnerin mir anbieten. Das, eine Banane und ein halbes Brötchen vom Frühstück werden mein abendessen. Dafür spricht mein Handy nun schon ein bisschen russisch.  Genug um allen drei mitfahrerinen zu sagen das sein besitzer kein russisch kann. Ach! Sie zu fragen wie sie heißen, wo sie herkommen und guten Abend. Keine der etwas verwundert gegebenen antworten merke ich mir. Ein Kinderriegel und ein paar Gummibärchen von der kleinen bringt es aber doch ein. Im Gegenzug gebe ich nur all zu gerne etwas von meinen Keksen ab. Die sind nämlich widerlich. Reiner Zucker mit etwas orangenaroma umhüllt von vollkommen geschmacksfreier waffelpappe. Ich muss mich zwingen das Zeug  langsam und in kleinen Stückchen mit einem zweiten chai runterzuspülen um den Hunger etwas zu stillen. Den großteil dieses Textes entsteht dabei. Um kurz vor 12 erreichen wir dann Warschau. Nachdem wir  um halb eins abfahren und ich sicher bin das keiner in mein Abteil kommt Putze ich Zähne und gehe schlafen. Erster Tag vorbei!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen